Mein Projekt: Bau eines DF-02

Tragschrauber

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Grundlagen und erste Überlegungen

Der DF-02
Der DF-02 ist ein einsitziger Gyro mit geschlossener Kabine. Er beruht auf dem DF-01, einem in Frankreich entwickelten Gerät.
Er wird jetzt von Michael Obermaier, Firma Gyrotec, gebaut. Technische Details und vieles weitere sind auf seiner Homepage verfügbar.
Der DF-02 hat eine deutsche UL-Zulassung.

Warum einen Einplätzer?
Wer sich auf Flugplätzen etwas umsieht, stellt fest, dass es in der Luft nicht anders ist als auf der Strasse: Die meisten Piloten sind alleine unterwegs.
Der wichtigere Grund für mich war jedoch, allen Fragen / Problemen bezüglich Insassenversicherung aus dem Weg zu gehen. Das Projekt muss noch genug andere Klippen umschiffen, da wollte ich mir das nicht auch noch aufhalsen.

Warum eine Kabine?
Offene Geräte haben zwar einen 'sportlichen' Touch, aber praktisch sind sie in unseren Breiten nicht. Ich möchte für Flüge rund ums Jahr, nicht nur ein paar Monate gerüstet sein.

Warum ein Gerät mit deutscher UL-Zulassung?
Ich baue den ersten Tragschrauber nach EAS-Regeln in der Schweiz. Der EAS hat also keine Erfahrung mit diesen Geräten. Um das Abnahme-Prozedere etwas zu vereinfachen, baue ich ein Gerät, das nach den derzeit schärfsten Vorschriften geprüft und zugelassen wurde, den "Bauvorschriften des LBA (Luftfahrt-Bundesamt) für Ultraleichte Tragschrauber (BUT)". Geräte mit deutscher Zulassung erfüllen auch die fast gleich lautenden englischen Vorschriften gemäss BCAR Section-T.

Kits
Selberbauer haben verschiedene Optionen. Sie müssen "einfach" nachweisen, dass sie 51% oder mehr des Bauaufwandes selber erbringen. Faktisch ist das alles andere als einfach, da man bei Baubeginn oft keine Ahnung vom zu erbringenden Aufwand hat.

Der Königsweg des Selberbauers ist der Bau eines Flugzeugs nach eigenen Plänen. Da er alles selber macht, ist hier die 51%-Regel die kleinste Sorge. Problematisch ist der Nachweis, dass alle Teile ein Mehrfaches der allenfalls auftretenden Lasten aushalten. Das erfordert einen gigantischen Papierkrieg und der anschliessende Prüfaufwand ist ebenfalls beträchtlich.

Der einfachste Weg ist der Zusammenbau eines Kits, bei welchem die Lieferfirma alle Teile vorgefertigt liefert. Die Leistung des Selbstbauers reduziert sich dabei auf die möglichst exakte Montage der Teile gemäss den Handbücher. Je nach Grad der Vorfabrikation - das geht bis zur Lieferung von vorassemblierten Einheiten - kann die Bauzeit hier relativ kurz sein.

Der Mittelweg ist der Bau nach Plänen. Das Gerät hat dank Typenprüfung die erforderlichen Festigkeitsnachweise. Die Teile jedoch stellt der Erbauer - soweit er sie nicht einkaufen kann oder muss - selber her.
Gewisse Teile sind von der 51%-Regel ausgenommen, weil ihre Herstellung zu komplex ist oder weil der Erbauer den Qualitätsnachweis selber nicht erbringen könnte. Dazu gehören zB. Räder, Motor, Propeller, Instrumente.
Bei Gyro und Heli kommt hier noch der Rotor dazu. Das Problem ist der Festigkeitsnachweis: Rotoren müssen dynamisch geprüft werden, sie lassen sich nicht wie Flügel mit Sandsäcken belasten!

Mein Kit
Ich baue den DF-02 nach Plänen. Das ist für Obermaier und mich ein 'Work-in-progress': Die Zeichnungen werden laufend erstellt und mir per Mail zugestellt. Denn eigentlich war dieses Vorgehen (Bau nach Plänen) von ihm nicht geplant und hat sich nur so ergeben, weil das in der Schweiz derzeit die einzige legale Möglichkeit ist.



(Leidens-)Geschichte meines Projektes

Stand Frühjahr 2007
Das Original-Hauptfahrwerk aus konisch gedrehten Stangen ist zwar witzig, aber ich wollte eine Feder aus Glasfaser/Epoxy. Zudem sollte meine Feder seitlich 'Kanäle' haben, in welchen allfällige Kabel (Bremsen, Licht) zu den Rädern geschützt geführt werden können.
Gründe für diese Bauweise: Grosszügiger Federweg, nicht-lineare Federkonstante und gute Eigendämpfung. Letzteres ist beim Gyro wichtig: Eine Feder, die nachschwingt, könnte eine Resonanzfrequenz des Rotors treffen. Dabei besteht die Gefahr, dass das Gerät zu 'Hüpfen' beginnt oder die Rotorblätter in Längsschwingungen, sogenanntes 'blade flapping', kommen.
Im dritten Anlauf gelingt mir das Teil so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Stand Mai 2007
Ich treffe M. Obermaier an der AERO 2007 in Friedrichshafen und bekomme von ihm rund 30 kg Stahlrohr für den Rahmen.

Stand Juli 2007
Die mittlerweile geschnittenen und gebohrten Teile werden von Max Vogelsang in Wohlen zum Rahmen zusammengeschweisst.
Die dafür hergestellte "Schweisslehre" aus Spanplatte erweist sich als nützlich - auch für den anschliessenden Rücktransport.

Stand September 2007
Ein Grossteil der Teile für die Steuerung (Knüppel und Ruderpedalen) sind gefräst und/oder gedreht.

- Fotos aus dem Jahr 2007
- Fotos aus dem Jahr 2008

Stand 2007 bis April 2009
Bau der Teile, Schweissen des Rahmens usw. Da Obermaier selber nicht immer soweit ist, muss ich immer wieder auf Zeichnungen oder Material warten.
Die Wartezeit überbrücke ich mit dem Bau des Wintergartens, in welchem ich im Frühsommer 2009 den Gyro montiere.

- Fotos aus dem Jahr 2009

April - Juni 2009
Montage der Teile, Zusammenbau des Gerätes mit Verschalung und Haube; hydraulische Installation & elektrische Verdrahtung.

07.04.2009
Eintragungszeichen HB-YPS "gekauft".

26.05.2009
1. Kontrolle; Gerät teilweise montiert.
Das Hauptfahrwerk wird nicht akzeptiert und muss von mir komplett neu konzipiert werden (siehe oben: "Stand Frühjahr 2007").

05.09.2009
2. Kontrolle (im Hangar); Gerät fertig montiert (der Rotor ist vorhanden, aber nicht aufgesetzt).

- Fotos aus dem Jahr 2010

05.09.2009 - 05.09.2011
Zulassungsprozedere des EAS.

05.09.2011
Die Dokumentation wird ans BAZL geschickt - auf den Tag 2 Jahre nach Beginn der Abnahme-Prozedur.

04.10.2011
Der BAZL-Inspektor nimmt das Gerät ab.
Einziger offener Punkt ist der Hauptschalter. Ein paar kleinere Sachen sind innerhalb 24 Stunden behoben und dokumentiert.

01.11.2011
Am lokalen Feiertag 'Allerheiligen' habe ich das PtF (Permit to Fly) bekommen.

11.11.2011
Michael Obermaier macht unter Aufsicht von Flugberatungschef Ernesto Looser die Erstflüge.
Das Ding fliegt auf Anhieb gut - Michael fliegt uns umgehend einige 'Gyro-Spezialitäten' vor.
Einzig das Ruder, das ich auf 45°-Ausschlag hatte umbauen müssen, muss wegen Überreaktion des Gerätes wieder in den Originalzustand zurückgebaut werden.

12.11.2011
Erstflug (leider mit Hand-Prerotation, da Prerotator-Keilriemen gerissen) durch mich.

- Fotos vom Erstflug
- Fotos aus meiner Gyro-Geschichte, die ich am Erstflug-Apéro gezeigt habe.



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   Letzte Änderung: Januar 2012